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Karl Popper

Welche Grundeinstellungen liegen diesen Überlegungen zugrunde?

Stark beeinflusst haben mich die Gedanken von Karl Popper (1902 – 1994), des in Wien geborenen Begründers der Denkrichtung des Kritischen Rationalismus.

„Ein zentraler Gedanke von Popper auf dem Gebiet der Erkenntnislehre besteht in der These von der prinzipiellen Fehlbarkeit und Irrtumsanfälligkeit des menschlichen Erkenntnis- und Vernunftvermögens. Jede Art von Erkenntnis ist immer nur als ´Vermutungswissen´ anzusehen.

Popper lehnt das Letztbegründungsmodell der Erkenntnis ab, wie er es im klassischen Rationalismus von Descartes oder im Empirismus von Locke und Hume gegeben sieht.

Dieses Begründungsmodell beruht auf der Überzeugung, es gäbe ein absolut sicheres Fundament oder eine allerletzte Instanz, von der aus Erkenntnisse absolut gerechtfertigt und ein für alle Mal als wahr erwiesen werden können ….

Ebenso wichtig in Poppers Erkenntnislehre ist die Idee der rationalen Kritik und des konsequenten Kritizismus. Anstatt Erkenntnisse, Problemlösungsvorschläge, Überzeugungen usw. positiv zu rechtfertigen, gilt es, sie möglichst konsequent der Kritik auszusetzen. Nicht durch Berufung auf sichere Gründe, sondern nur durch kritische Prüfung und Diskussion können wir Fehler un
d Schwächen in unseren Erkenntnissen und Überzeugungen frühzeitig erkennen und ausmerzen. Auf diesem Weg verbessern wir unsere Erkenntnisse und Überzeugungen kontinuierlich und schrittweise…..“

Nach Anton Grabner-Haider: `Die wichtigsten Philosophen´, Marix-Verlag Wiesbaden,2006:

Verifizierung und Falsifizierung:

Welche möglichen Tatsachen kommen als Widerlegung der Theorie in Betracht?!

Die positive Bewährung einer Theorie besteht darin, dass sie allen bisherigen Widerlegungsversuchen standgehalten hat. Sie kann damit vorläufig als wahre wissenschaftliche Erkenntnis akzeptiert werden.

Zu seinen Hauptgedanken gehört das Plädoyer für eine politische Methode, die im Gegensatz zu radikalen Revolutionskonzepten bloß schrittweise gesellschaftliche Veränderungen durch vorsichtige, aber dennoch konsequente Reformen vornimmt…Jeder Eingriff in eine bestehende soziale Ordnung bringt neben den geplanten Konsequenzen stets auch nicht eingeplante und vorhersehbare Folgen mit sich, deshalb lehnt Popper utopische und ganzheitliche (holistische) Entwürfe zur Gesellschaftsveränderung ab. Die Zukunft ist offen und kann nicht in einem bestimmten Zeitpunkt ganzheitlich geplant werden…

Die politische Zielrichtung Poppers ist die pluralistische, demokratisch-liberale offene Gesellschaft`. Er sieht diese zumindest teilweise bereits in den pluralistisch- demokratischen Gesellschaften westlichen Typs verwirklicht…

Den Gedanken Poppers folgend ergeben sich nach der hier vertretenen Ansicht als Konsequenz

Auszugehen ist immer von den realen Verhältnissen, die zwar kontinuierlich verändert, aber nicht im Rahmen utopischer oder ganzheitlicher Gesellschaftsentwürfe „weggedacht“ werden können.

Evolution ja, Revolution nein.

Theorie ja, aber nicht als sakrales Gedankengebäude, sondern als Baustein, der wissenschaftlich auf seine Umsetzbarkeit in die Praxis zu hinterfragen ist.

Theorie darf kein Selbstzweck sein. Sie muss sich in der Praxis bewähren. Beispielhaft und nachvollziehbar sind die Umsetzungen der Theorie vorzuführen und auf ihre Tauglichkeit zu testen.

Dieser Praxistest einer Theorie kann nicht in einer riesigen Volksgemeinschaft erfolgen.

Naturwissenschaftliche Tests werden oft zunächst im Reagenzglas begonnen, in kleiner übersichtlicher Größenordnung.

Ebenso sollten gesellschaftliche Theorien sich auf Reagenzglasniveau zunächst als tauglich erweisen, beispielhaft und nachprüfbar, ehe man sie ernst nimmt.

Erfolg hat eine Theorie dann, wenn sie viele Nachahmer findet, die ihre Interessen auf diesem Weg optimal umgesetzt sehen.

Unterteilt in repräsentative Basisgemeinschaften, besteht die Möglichkeit, aktuelle Theorien auf kleinstem Niveau auf ihre Umsetzbarkeit zu testen.

Eine Basisgemeinschaft erklärt sich bereit zum Modellversuch, wird zum Objekt der öffentlichen Aufmerksamkeit, die auf verbesserte Umsetzung ihrer Interessen wartet.

Ähnlich wie in der Naturwissenschaft, können derartige Experimente abgefedert werden durch Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln oder sonstige Absicherungen für den Fall des Scheiterns.

Wie im richtigen Leben: Was bleibt von der Theorie übrig?!!

Fundamentalisten, Autonome, Rechtsnationale, Kommunisten, Sozialisten… Wäre es nicht ein Gewinn, die Auswirkungen dieser Denkrichtungen im praktischen Alltag vorgeführt zu bekommen, in kritischer Distanz, mit dem Grundgesetz unter dem Arm: wie klappt das Zusammenleben, sind die Ergebnisse beispielhaft und nachahmenswert; dann kann ich mitmachen oder wieder aussteigen. Jedenfalls in einer Demokratie!

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